MK1: Klappe, die Zweite!

MK1: Klappe, die Zweite!

Der nächste Mortal Kombat Film steht an und es ist Zeit, den alten Teil etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Ed Boon kündigte den Film ja vor knapp 20 Jahren an. Und dann kam Hurricane Katrina. Der Traum von einem weiteren Teil für die Große Leinwand war erstmal weggeblasen wie Steppenläufer in einem Spaghettiwestern - im wahrsten Sinne des Wortes!

Aus 2004 wurde 2005, aus 2005 wurde 2010...dann kam auf einmal Mortal Kombat Rebirth, auf das gleich zwei Staffeln Mortal Kombat Legacy folgten. Rebirth war "nur" ein Fantrailer mit  einer Handvoll bekannter Schauspieler, der WB quasi dazu nötigte, dem Regisseur etwas Kohle und Ressourcen für die Internetserie Legacy zu geben. Es war aber immer noch nicht DER neue Film.

Schließlich wurde er endlich angekündigt - und dann kam Corona. Aber der Film war schon im Kasten und konnte fürs Heimkino gebucht werden. An meinem Geburtstag. Da saß ich nun, mit dem neuen Mortal Kombat Film im Stream und einer Wagenladung KFC-Schenkel.

Die Geschichte ist natürlich im Grunde dieselbe wie im Spiel: Die Bösewichte aus der Outworld wollen die Erde erobern, aber müssen vorher die Menschen im Mortal Kombat schlagen. Wer nicht weiß, was der Mortal Kombat ist, hat eine Bildungslücke in seinem Popkulturwissen.

💡 Hintergrundinfos zur Story
(für die Plebejer unter euch)

Im sogenannten "Mortal Kombat" verteidigt sich eine Welt in einem Kampfsportturnier gegen Eindringlinge aus einer anderen Welt. Zehn Turniere müssen in Folge gewonnen werden, damit es dem Aggressor erlaubt ist, das Reich anzugreifen.

Das Erdenreich ist reich an Rohstoffen und vieler versklavbarer Seelen, sodass Imperatoren, wie zum Beispiel Shao Kahn, es gerne an sich reißen möchten. Kahn hat bereits andere Reiche erobert und ist nun echt scharf auf die Erde. Liu Kang hat im originalen ersten Teil Kahns Siegesserie von 9 Siegen in Folge beendet.

Im Film kommt es zu haufenweise Schlägereien und am Ende siegt selbstverständlich das Gute. Nur diesmal hat man sich etwas ganz besonderes ausgedacht. Etwas, das ich zuletzt in Metal Gear Solid 2 gesehen habe.

Denn die Story dreht sich nicht um die eigentlichen Hauptfiguren, sondern um einen bisher unbekannten Typen, der auf die uns bereits bekannten Kämpfer trifft. Das war eine tolle Entscheidung, denn das Ende des jeweiligen Spiels hing in den ersten vier Teilen eigentlich immer davon ab, wer das Turnier gewinnt; also wer der eigene Lieblingskämpfer ist. Und so gibt es kein "Aber Liu Kang ist der Champion und deshalb ist nur sein Ending canon"-Gesülze. Nein, es gibt jetzt quasi einen beteiligten unbeteiligten Beobachter, für den jeder andere Teilnehmer denselben Stellenwert hat. Die Geschichte passiert einfach und man verfolgt den Werdegang von jemandem, der eigentlich nicht dazugehört. So wie Raiden (nicht DER Raiden) in Metal Gear Solid 2. Er trifft auf Snake und man sieht Snake in Action, aber letzterer steht nicht mehr im Fokus. Man erlebt aber, wie Snake agiert und sich seinen Weg zum Ende bahnt.

Auf diese Weise wird dem Zuschauer zwar klargemacht, für welche Seite er sein soll, allerdings macht es keinen der originalen Charaktere zur Hauptfigur. Leider wurde es vergessen, aus Cole Young einen DLC-Charakter für MK11 zu machen. So hätte man eine Brücke zwischen Film und Spiel schlagen können. Und ja, mit der Zeit hätte das auch jedem Skeptiker gefallen.

Hier nun meine Pros und Cons zum Film.

Pro

1. Cole Young
Eigentlich bereits erklärt. Ich finde den Plot Twist mit der vergessenen Tochter echt gut.

2. Kano
Der wohl beste Grund, den Film zu sehen, ist Kano. Besonders in der Originalsprache kommen die Sprüche knallhart und perfekt rüber. Er ist extrem lustig und charakterlich gut getroffen.

"KANO WINS!" - Kano | Und das auf so viele Arten!


3. Kabal
Alter. Kabal kommt einem vor, als hätte jemand das Spiel genommen, in einen Entsafter geschmissen und auf Kabal gestellt. Der wurde besser getroffen als ein Apfel von Wilhelm Tell.


4. Scorpion
Der perfekte Schauspieler. Besonders in den ersten Minuten des Films, wird Scorpion sehr gut dargestellt. Die Kampfszenen mit dem Kunai sind überragend - obwohl sie etwas kurz sind. Vielleicht gibt es im nächsten Teil ja mehr davon. Und den BRUTALITY aus MK11 haben sie auch eingebaut. Ich finde, das ist ne gute Alternative zum kompletten Totenschädel. Aber vielleicht sehen wir den ja auch noch irgendwann in der Zukunft.



5. FATALITY
In den letzten Filmen wurden die ja eher nur angedeutet. Aber in diesem Teil fliegen Körperteile durch die Gegend wie Bonbons beim Fastnachtsumzug. Geiler Scheiß. Besonders gut fand ich, wie Sub-Zero Jax um seine Arme erleichtert hat. Sauber geschauspielert und super brutal ausgeführt. Die Ironie: Jax hat sich in der originalen Lore die Metallarme freiwillig verpasst...und es ist eigentlich sein Fatality gewesen, anderen die Arme auszureißen. Aber hier drücken wir mal ein Auge zu, da es echt gut gemacht wurde und in die Szene gepasst hat.



6. Arcana
Ja, es hat absolut nichts mit der originalen Lore zu tun. Aber ich finde die Idee mit dem Muttermal als Symbol für Auserwählte und den damit verbundenen Fähigkeiten, die erst erweckt werden müssen, sehr gut. So wird wenigstens mal versucht zu erkären, wie die normalen Menschen an ihre Superkräfte gekommen sind. Denn jeder sollte wissen, dass keiner einfach so Feuerbälle aus den Händen schießen kann.



7. Liebe fürs Detail
Ja, es gibt ein paar sehr gute Details, auf die geachtet wurde. Shang Tsung schickt nämlich nicht einfach "Reptile" los sondern erwähnt seinen echten Namen: Syzoth. Ich garantiere, dass 90% aller Mortal Kombat Fans den Namen nicht kennen. Geiles Detail. Und im Kampf zwischen Sub-Zero und Jax sieht man eine Schmiererei mit "↓→ LP" an der Wand. So feuerte Sub-Zero in den klassischen Teilen seinen Eisball ab. Es gibt natürlich noch viele weitere Easter Eggs.


8. Nitara
Ein toller Charakter, der in den Spielen leider nicht genug Liebe bekommen hat. Sie sieht im Film noch besser aus als im Spiel. Leider kratzt sie viel zu schnell ab.


Contra

1. Der kleine Donner
Wir alle kennen und lieben ihn. Den äußerst ernsten Donnergott, der, mit allen Gliedmaßen voneinandergestreckt, jodelnd auf seine Gegner zufliegt. Im Spiel ist er relativ groß...nur hier...nicht.

Hoffen wir mal, dass der Typ wegen seinen Skills gecastet wurde und im nächsten Film zeigen kann, was er so draufhat. Denn Raiden neigt ja dazu, seinen Status als Gott aufzugeben, um Seite an Seite mit den Menschen zu kämpfen. Jaja, ich meckere auf hohem Niveau.


2. Der Zwilling aus der Nougatschleuse
Kitana wurde für den nächsten Teil schon angekündigt und wird von einer Asiatin gespielt. Sie sieht also so aus wie im Spiel. Warum nicht Mileena? Warum ist sie schwarz? Sie ist Kitanas KLON. Also wenn man hier schon Raceswapping betreibt um irgendwelche Regenbogenmenschen zu pampern, hätte man auch Kitana von einer Schwarzen spielen lassen müssen. Jetzt haben wir nämlich ein Logikproblem. Hoffentlich findet man eine passende Erklärung. Vielleicht ist das Tarkatanerblut schuld?


Immerhin ist das Verhalten sehr gut getroffen. Die Schauspielerin selbst hat wahrscheinlich beim Casting überzeugt und die Rolle bekommen, da man nicht vorausgeplant hat.


3. Die Chemie zwischen Liu Kang und Kung Lao
Liu Kang ist wirklich katastrophal gescriptet. Er ist im Spiel von Klein auf ein Shaolin Mönch und DER Auserwählte. Im Film ist er allerdings eher ein Mischmasch aus Peter Pan und Michael Jackson mit High-Kicks und Feuerbällen - ein kleiner, zerbrechlich wirkender Junge, der von Kung Lao, dem Babo unter den Chabos, gerettet wurde. Sowas von nein. Liu Kang lässt sich nur von Raiden leiten, und das auch gerade nur so. Und Kung Lao ist nicht der Auserwählte. Er ist nicht der Oberbabo. Aber so wird er dargestellt. Charakterlich ist er in Ordnung, aber er hat im Film einfach den falschen Stellenwert.


4. Der Reptiloid
Reptile als Echse? Gleich in Teil 1? Ernsthaft? Hat sich denn KEINER anständig mit der Lore beschäftigt? Plebejer. Den Namen haben die wahrscheinlich auch nur gegoogelt.


5. Shang Tsung
Weniger Perücke und mehr Mimik bitte. Shang ist vielleicht ein böser Zauberer, aber auch er zeigt in den Spielen Emotionen. Und was sollte der Scheiß mit Kung Lao? Wollt ihr mich verarschen? Der hat nicht eine ins Fressbrett bekommen und schon wird ihm die Seele geklaut? Wie overpowered ist Shang eigentlich?


Schwach. Selbst für eine Videospielverfilmung. Bin gespannt, ob das noch erklärt wird.


6. Reiko
Er ist ursprünglich als Reinkarnation des Oberbösewichts Shao Kahn gedacht gewesen und dann immerhin noch einer seiner Generäle geworden. Ein Stratege. Ein Anführer. Und was wurde aus ihm? Ein übergroßer Fleischberg mit der Intelligenz eines Seesterns. Stark aber ohne Hirn. Quasi wie Banes Darstellung in Batman & Robin. Furchtbar.

Reiko im Spiel:


Reiko im Comic:
Korrekt übernommen

Reiko im Film:

Nichtmal die Waffe stimmt

Die optische Ähnlichkeit wird nur von der charakterlichen Darstellung überboten!


7. Sub-Zero der Overlord
Sub-Zero und Scorpion sind ebenbürtig. Der Kampf, der damals Hanzo Hasashi das Leben gekostet hat, war knapp. Sehr knapp. Allerdings war Sub-Zero im Film kaum zu besiegen - und das, obwohl Scorpion nun quasi eine Art Feuerzauberer ist. Trotzdem mussten sie als Team ran. Ich hab ja verstanden, dass man einen Oberbösewicht braucht...aber man hätte Scorpion nicht so nerfen müssen.


8. Scorpions Rüstung
Was zum Geier sollte die Rüstung? Sollte er authentischer aussehen? Er ist ein Ninja, kein Samurai. Und lustigerweise trug er unter der Rüstung ein Outfit, das viel mehr nach dem Original aussieht. Wer denkt sich so eine Scheiße aus? Eigeninterpretationen in allen Ehren - aber mit so einer Rüstung fällt das Kämpfen einfach schwer. Sieht man auch ein bisschen im Film.

Scorpion im Spiel


Scorpion im Film

Das Outfit ist echt gut und beinahe perfekt. Aber nur beinahe. Der Brustpanzer versaut das ganze Outfit.

FAZIT

Es ist klar, dass man nicht jedes Detail aus dem Spiel übernehmen kann und hier und da Abstriche gemacht werden müssen. Dazu kommt noch, dass Regisseure auch so etwas wie künstlerische Freiheit brauchen, um ein Meisterwerk zu schaffen. Denn am Ende des Tages ist wichtig, dass der Geist der Sache eingefangen und rübergebracht wird. Das ist Kevin Tancharoen mit dem Minifilm Mortal Kombat Rebirth sowie den beiden Staffeln zu Mortal Kombat: Legacy sehr gut gelungen.


Reptile und Baraka im Kurzfilm MK: Rebirth
Obwohl Reptile in Rebirth eine Erbkrankheit hatte und Baraka ein durchgeknallter Chirurg war, wurde es positiv von den Fans aufgenommen. In Legacy hat Shang Tsung, übrigens auch von Cary-Hiroyuki Tagawa (Yup, der klassische Shang Tsung) gespielt, Liu Kang noch vor dem ersten Turnier auf die böse Seite gezogen - und das ohne Kekse! Das kam auch bei vielen sehr gut an. Es war halt komplett anders. Und das kommt halt immer besser als fast aber nicht ganz richtig.

Zurück zu MK1 2.0
In der Neuverfilmung von 2021 hat man mit Cole Young etwas neues gewagt und in meinen Augen auch gut umgesetzt. Die Handlung ist nah am Original aber schien zunächst etwas wirr zu sein. Grund ist, dass es kein Turnier gab. Shang Tsung ließ die Krieger des Erdenreiches nämlich noch vor dem Turnier angreifen. Das richtige Turnier findet somit erst im nächsten Teil statt - mal sehen, wie das wird.

Es fühlte sich zum Großteil nichts wirklich umgepopelt an. Allerdings hat man hier und da Änderungen vorgenommen, die völlig sinnfrei und wirklich fragwürdig waren. Denn Mileena von einer Asiatin spielen zu lassen, für Reiko einen normalgroßen Kerl zu nehmen und Scorpion einfach einen Überwurf zu geben wäre jetzt nicht so schwer gewesen.

Im Großen und Ganzen fühlte ich mich als Fan aber gut unterhalten. Der Film ist nicht perfekt aber durchaus ausreichend, um den Abend mit Freunden oder Familie - und mit panierten Hähnchen - vor der Glotze zu verbringen und dabei nicht vor Langeweile einzuschlafen. Kano spielt hier den Atlas. Sub-Zero (Bi-Han) ist der Arsch, der er auch im Spiel ist. Kabal ist ein typischer Black Dragon, der für den kämpft, der am besten bezahlt. Mileena will gerne saftige Knutschflecke verteilen, während Reptile alles und jeden verätzen will. Kung Lao filettiert mit seinem Hut was das Zeug hält und Sonya legt echte Frauenpower an den Tag. Und die Fatalities sind gut umgesetzt.

Man fühlt sich als Fan zu Hause - also ungefähr so, wie wenn die neue Freundin bei einem einzieht und es plötzlich Dekosteine und Räucherstäbchen im Bad gibt. Den Film kann man durchaus auch mehrmals gucken, aber einen Oscar hätte ich jetzt auch nicht vergeben.
SUB-CIROs Urteil:
Story 🎬🎬🎬🎬
Humor 😆😆😆
Spannung 😱😱
Originaltreue 🗿 🗿 🗿
Unterhaltungswert 👍🏻 👍🏻 👍🏻 👍🏻

Da die Kommunity groß ist und ich viele zockende Freunde habe, habe ich in diesem Fall eine Ausnahme gemacht und rumgefragt, wie viele Punkte die anderen Mortal-Kombat-Fans jeweils vergeben hätten. Hier ist das Ergebnis aus schier unzähligen Antworten:

Die Fans haben gesprochen:
Story 🎬🎬🎬
Humor 😆😆😆😆
Spannung 😱😱😱
Originaltreue 🗿 🗿 🗿
Unterhaltungswert 👍🏻 👍🏻 👍🏻 👍🏻
(Werte gerundet)


Mortal Kombat, das Mortal Kombat Logo sowie alle zugehörigen Charaktere und Elemente sind Warenzeichen und Copyright von Warner Bros. Entertainment. Das gilt selbstverständlich auch für das in diesem Beitrag gezeigte Bildmaterial.

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