Moralisch vertretbare Piraterie

Moralisch vertretbare Piraterie

Es gibt viele Punkte, in denen sich Gamer streiten. Was ist die beste Plattform, welcher ist der beste Shooter und ob Mario cooler als Sonic ist. Das sind alles Dinge, die nicht zuletzt vom Geschmack entschieden werden.

Allerdings gibt es ein Thema, bei dem nicht nur der Geschmack sondern die Moral eine Rolle spielt - nämlich unautorisierte Kopien. Oder: Dezentrale Sicherungskopien von Produkten, die weder digital noch in physischer Form erhältlich sind. Da die Debatte längst fällig ist, habe ich mir ein paar Gedanken darüber gemacht. Hierbei kam ich auch zu einem logischen Ergebnis.

Gehen wir mal von folgender Situation aus:

Wir schreiben das Jahr 2000. Firma Schmidt produziert das Videospiel Schmidt Shooter. Das Spiel ist exklusiv für die PSX und wird schlagartig zum Erfolg. Ende 2003 wird das Spiel nicht mehr produziert und nur noch verkauft, bist die Restbestände vollständig verschwunden sind. Das Spiel gab es nur auf Disc und wurde nie digital angeboten. Auch im Jahr 2023 ist es in keinem Onlinestore erhältlich, sodass Gamer entweder in die Röhre gucken oder auf dem Gebrauchtmarkt tief in die Tasche greifen müssen.
Quelle: Tenor

Zwischenzeitlich ist Schmidt Shooter 3 für die PS5 rausgekommen. Neue Fans des Franchises lieben das Spiel und wollen gerne die Vorgänger spielen. Teil 2 gibt es noch hier und da sogar noch neu für'n Appel und'n Ei, allerdings kostet Teil 1 gebraucht eine Niere, drei Rippen und ein Auge.

Was nun?

Was macht der Fan, der liebend gerne die ursprünglichen 60 Euro zahlen würde aber nicht das Geld hat, das der Verkäufer online verlangt? Er will doch nur das Spiel spielen und die Story aus erster Hand erleben. Er möchte ja niemanden beklauen aber auch keine Privatinsolvenz anmelden müssen, weil er den Kredit nicht mehr bezahlen kann.

Und hier kommen wir zum wichtigsten Punkt.

Wenn eine Firma ein Produkt 100.000 mal herstellt, möchte sie es 100.000 mal verkaufen. Wenn sie die Produktion einstellt, entscheidet sie sich bewusst dafür, nach Verkauf der letzten produzierten Einheit kein Geld mehr damit zu verdienen - es sei denn, das Spiel ist online verfügbar. Denn damit wird deutlich signalisiert, dass man sehr wohl Interesse daran hat, weiterhin Umsatz zu generieren.

Aber was ist mit denen, die sich nen Scheiß um ihre IPs kümmern oder die pleite gegangen sind?

Gute Frage, oder? Was ist mit Spielen wie PSI Ops von Midway? Midway ging pleite. Warner Bros. hat sich die Rechte an Mortal Kombat gesichert aber die restlichen Spiele sind halt irgendwie untergegangen und gestorben. Wenn du das Spiel haben willst, muss du es dir irgendwo gebraucht besorgen. Aber halt auch nur die UK-Version, da die deutsche geschnitten ist - und zwar so, dass sie dir spielerisch Nachteile bringt. Nicht so geil. Das Spiel gibt es nirgends als kaufbaren Download und die Firma ist futsch - wem wird also geschadet, wenn man sich das Spiel einfach runterlädt? Eben.

Gehen wir mal von den Videospielen weg und schauen wir uns doch mal die RPG-Szene an. Oder genauer: Games Workshop, dem Guru der Tischplattformsoldatenkriege. Ich habe mich schon etliche Male darüber aufgeregt, dass GW das Franchise Warhammer Fantasy einfach hat sterben lassen und mit Age of Sigmar ersetzt hat - einem völlig anderem Spielsystem. Klar, das können die. Die können auch aufhören, Regel- und Armeebücher zu drucken und zu verkaufen. Und das haben die auch.

Was mache ich also, wenn ich eine Runde Orks gegen Chaos nach Regeln der 6. Edition spielen will und GW die Bücher seit gefühlt 20 Jahren nicht mehr produziert und seit dem Ausverkauf keine mehr verfügbar sind? Man könnte meinen, GW hat das Schiff aufgegeben und will gar keinen Umsatz mehr mit den Büchern machen. Ist es in dem Fall wirklich moralisch verwerflich, wenn man sich ein Regelbuch oder eine Armeeliste als PDF besorgt oder von einem Kumpel kopiert? Ich meine...es wird ja nicht mehr hergestellt und niemand beklaut den Urheber, da er ja schließlich keine Exemplare mehr verkaufen will. Er hat ja die Wahl, die alten Bücher einfach als PDF für Geld online anzubieten - tut er aber nicht. Für was auch? Die Regeln sind veraltet und viele Modelle werden gar nicht mehr produziert. Hier besteht aus rein logischer Sicht kein Grund, alte Regeln nachzudrucken.

Eine Regelung muss her

Es kann ja nicht so schwer sein, ein passendes Gesetz zu erlassen. Ich finde, dass es erlaubt sein sollte, Bücher und Software, die nicht mehr hergestellt werden, zu kopieren (aber nicht weiterzuverkaufen). Natürlich nur, wenn der Produzent das Schiff versenkt hat und das Produkt nie wieder käuflich zu erwerben sein wird.


Ich weiß, das wäre alles schwer festzustellen, aber irgendwann muss man das ja mal zu Wort bringen und eine Lösung finden. Denn im Endeffekt wollen die Konsumenten einfach nur ihren Hobbies nachgehen.


Achtung: Raubkopien illegal, egal wie man es dreht und wendet. Verwende diesen Beitrag niemals als Ausrede, um irgendein Spiel runterzuladen.

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